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ANNO 1998 ····· 50 JAHRE SCHACHKLUB OBERKIRCH e.V.



Grußwort
Reiner Denz

In jedem Menschen ist ein Kind verborgen und das will spielen ...
Christian Morgenstern


Liebe Schachfreunde

vielleicht war dieser Satz von Christian Morgenstern vor 50 Jahren die Motivation für die Oberkircher Schachfreunde, ich in einem Verein zu organisieren und dieses faszinierende Spiel gemeinsam auszuüben. 1948 war das Jahr, in welchem Michail Moissejewitsch Botwinnik zum ersten mal Schachweltmeister wurde und diesen Titel - mit zwei Unterbrechungen 1957 und 1960 - 1963 verteidigte.

Aus den Anfängen Ende der 40er Jahren ist inzwischen ein Verein gewachsen, der nicht nur im Renchtal einen guten Namen hat. über die Grenzen der Ortenau hinaus ist der Schachklub Oberkirch bekannt.

Geduld, Energie, Zähigkeit und natürlich Glück - das darf bei diesem Sport auch nicht fehlen - haben die Schachfreunde aus Oberkirch zu einem erfolgreichen Sportverein gemacht. Die Ergebnisse der zuendegehenden Saison in der dritthöchsten badischen Klasse, der Landesliga, können sich sehen lassen. Die zweite Mannschaft errang die Meisterschaft in der Kreisklasse A.

Ein gesunder und sportlich erfolgreicher Verein feiert einen runden Geburtstag; ein halbes Jahrhundert Schachsport ist in seinen Annalen verzeichnet.

Als Bezirksleiter des Schachbezirks Ortenau und stellvertretend für alle Ortenauer Vereine wünsche ich dem Schachklub Oberkirch 1948 e.V. zu diesem Jubiläum alles Gute. Möge die Zukunft den Jubilar weiterhin erfolgreich an den 64 Feldern, die für viele die Welt bedeuten, bestehen lassen.

Reiner Denz
Bezirksleiter Ortenau




Vorwort
Albert Sester

Nach einem halben Jahrhundert blickt der Schachklub Oberkirch 1948 e.V. auf die Vereinsgeschichte zurück.

Der Schachsport verbindet unterschiedliche Generationen und Nationalitäten.

Wir haben mittlerweile einen Bestand von vier Mannschaften in unterschiedlichen Klassen.

Es sind
Erfolge und Niederlagen, aus denen Mannschaften zusammenwachsen, Höhen und Tiefen, die das Miteinander prägen.

Es sind
oft Jugendliche, die neue Herausforderungen und Impulse einleiten, standhafte Mitglieder, die den Verein als Gemeinschaft erhalten.

Es ist
im besonderen die Mithilfe der Stadt Oberkirch, das Engagement unserer Ehren- und Vorstandsmitglieder sowie der Einsatz jedes Einzelnen, was den Verein belebt.

Es ist mein Wunsch,
daß auch in Zukunft Menschen bereit sind, ehrenamtlich tätig zu sein und den Verein zu führen und zu fördern.

Herzlichen Dank geht an all diejenigen, die den Verein unterstützen.

Albert Sester
1. Vorsitzender




Ein Rückblick der Gründungs- und Ehrenmitglieder Max Nippel und Erwin Schindler.

(KW)Erwin Schindler, der erste 1. Vorsitzende des Schachklubs Oberkirch, übergab am 16.05.86 dem Schachklub ein aus 13 Einzelheften bestehendes Schriftenarchiv aus der Anfangszeit des Schachklubs. Schon beim oberflächlichen Betrachten wird bewusst, dass 50 Jahre eine lange Zeit sind; das Papier ist vergilbt, es beinhaltet viele mit Bleistift geschriebene Handschriften und man gewinnt den Eindruck, als ob es sich um wertvolle Exponate einer Geschichtsausstellung handelt. Sie bilden die Grundlage des Rückblicks und machen in Verbindung mit den Erzählungen von Erwin Schindler und Max Nippel den gewaltigen Unterschied von damals zu heute bewusst.

Die ersten Schreiben liegen deshalb in Handschrift vor, weil die einzige Schreibmaschine, die im Bäckereibetrieb Schindler vorhanden war, eine ,gute Adler", vom Zoll vereinnahmt worden war. Man hatte alle Gerätschaften melden und je nach Bedarf der öffentlichen Verwaltung an diese abgeben müssen, weil die Franzosen all derlei Dinge weggenommen hatten. Jahre später erst habe man die Schreibmaschine in einem äußerst desolaten Zustand wieder zurückbekommen. Max Nippel, der als Buchhalter arbeitete, hatte Zugang zu einer Schreibmaschine und hat manches nachträglich in Maschinenschrift verfasst.

Die meisten Dinge des täglichen Bedarfs, besonders Lebensmittel, gab es nur über sog. Bezugsscheine, ja sogar Fahrradschläuche, von denen man mitunter auch Schuhsohlen fertigte.

Ein Wecken war für 5 Pfennig zu haben, allerdings benötigte man zum Kauf Brotmärkchen, die vom "Ernährungsamt" ausgegeben wurden. Die Bäcker mussten diese Märkchen dann auf Bögen kleben, mit "Mehlbappe" versteht sich, und dem "Ernährungsamt" zurückgeben. Entsprechend der Anzahl erfolgte dann die Zuteilung von Mehl an die Bäcker. Das Kleben übrigens sei eine Heidenarbeit gewesen, die ganze Familie, zeitweise unterstützt durch die Nachbarn, sei mit Kleben zu Werke gewesen. Keiner wird es wohl besser wissen, als Erwin Schindler, Bäckermeister in Oberkirch.

In der freien Zeit traf man sich mit Nachbarn und Bekannten. Fernseher gab es nicht, man sprach (mehr) miteinander, machte Hausmusik, spielte auf der nicht geteerten sondern nur gewalzten, staubigen und autoleeren Hauptstraße Tanzknopf und Fußball und auf den berühmten 64 Feldern ... natürlich Schach.

Die Initiative zur Gründung des Schachklubs ist von Max Nippel ausgegangen. Seine Heimatstadt Remscheid war ausgebombt und so verschlug es ihn zu Verwandten nach Ödsbach. Das Schachspiel hatte er als Elfjähriger im „Christlicher Verein junger Männer“ erlernt. Seine Vielzahl der später errungenen Turniersiege und die Nominierung in die ,Badische Auswahl" belegen seine spielerische Klasse. Er hatte schon vor der Gründung Kontakt zu einem Herrn Neumann, der im Offenburger Schachklub spielte. So fuhr Max Nippel mehrfach mit dem Fahrrad nach Offenburg zum Spiel. In Oberkirch traf er privat u.a. mit den Schachspielern August Rosa, Anton Müller und mit Hans Obersteiner zusammen. Bei Max Nippel entstand der Wunsch, in Oberkirch einen Schachklub auf die Beine zu stellen.

Inserate in den Zeitungen "Das neue Baden", „Unser Tag“ und in der „Westdeutschen Volkszeitung“ hatten durchschlagenden Erfolg, denn zu der am 14.02.48 einberufenen Versammlung im „Hirschen“ dem heutigen „Musik Pub“ (gegenüber „Alt Oberkirch“) kamen mehr Personen als erwartet. Binnen kurzer Zeit zählte der Schachklub 30 Mitglieder.

Probleme ergaben sich aufgrund der politischen Verhältnisse. Jede Versammlung musste genehmigt und 10 Tage vorher dem Landratsamt bzw. der französischen Militärregierung schriftlich angemeldet werden. In der vorzulegenden Vereinsliste war zu vermerken, ob man Mitglied in der NSDAP oder der SA war und welchen Dienstgrad man ggf. in der Wehrmacht inne gehabt hat. Erwin Schindler musste zweimal persönlich beim französischen Militärkommandanten im heutigen Amtsgerichtsgebäude erscheinen, um sich befragen zu lassen, ob er aus der Kriegszeit ,belastet" war. Er war es nicht und durfte als Vereinsvorsitzender tätig sein.

Wie sehr man tätig war, zeigen damalige Schreiben und Zeitungsveröffentlichungen. Ein bereits auf den 16.03.48 datierter Brief des Bezirksleiters des Bad. Schachverbandes Mittelbaden, Erwin Fritz, bestätigt die Teilnahme von Wilhelm Nottermann und Max Nippel vom Oberkircher Schachklub an der Bezirks-Einzelmeisterschaft in Offenburg am 04.04.48. Am 13. Juni 48 spielte Oberkirch gegen Offenburg einen Mannschaftswettkampf. Wie manchmal noch heute mussten bei Mannschaftskämpfen vereinzelt Spieler am Sonntagmorgen aus dem Bett geklingelt werden. Mit den Fahrrädern fuhr man gemeinsam zur gegnerischen Mannschaft und war deshalb bei Spielbeginn schon wie „erschossen“. Gegner waren z.B. Rastatt, Kehl und Gernsbach.

Eine Rechnung der Druckerei Sturn vom 23.03.48 belegt, dass man für 29.- DM Partieformulare beschafft hat. Schachfiguren bezog der SKO für 8,50 DM pro Satz von der Drechslerei Knecht in Haslach i.K. Für Uhren fehlte das Geld, so dass man einfach ohne spielte.

Die konkreten Ergebnisse der ersten Wettkämpfe sind im Einzelnen nicht bekannt. 1952 schreibt der Erwin Schindler im Amt des 1. Vorsitzende nachfolgende Max Nippel, dass man noch sehr viel zu lernen habe und dass ab Freitag, 13.6.52, ab 20.00 Uhr, im Schachlokal Unterricht am Demonstrationsbrett durchgeführt würde. Der Brief trägt neben der Unterschrift „Nippel“ den Stempel „Schach-Club Oberkirch Postfach 4“.

Beiträge waren vierteljährlich zu bezahlen und zwar je 1,50 DM. Neben der Beitragsliste existieren auch Spendenlisten zur Beschaffung von Schachfiguren und eine sog. „Reueliste“, nach der eine Vielzahl von Mitgliedern je 1.- DM bezahlten. Es handelte sich um eine Art Kaution, die man nur bei durchgängiger Teilnahme an einem Turnier wieder zurück erhielt.

In besonderer Erinnerung ist der 3. südbadische Schachkongress in Haslach i.K. vom 3. - 11.9.49, an dem der Großmeister Bogoljubow teilnahm. ( 1. Platz im Meisterturnier mit 8 aus 9 Punkten). Die gesellschaftliche Bedeutung dieser Veranstaltung zeigte sich in der Anwesenheit von Landrat, Bürgermeister und dem „Herrn Stadtpfarrer“. Die sog. „Schachbriefe des südbadischen Schachverbandes Freiburg“ „Hotel Minerva“, lassen erkennen, dass die Schachvereine schon damals gut organisiert und rege tätig waren. In diesen „Schachbriefen“ waren auch Partien veröffentlicht z.B. die einzig verloren gegangene des genannten Bogoljubow, woraus der erste Zug inklusive Bewertung wiedergegeben wird: „h4“ (!!) . Heutiger Kommentar von Max Nippel: "Mit dem Zug wollte Bogoljubow seinen Gegner sicherlich „verseckeln“". Ähnliches hat Max Nippel anfangs der „Fünfziger Jahre“ mit einem Lautenbacher, einem „Herrn aus vornehmem Hause“, praktiziert. Dieser ist zu einem Spielabend gekommen und hat sich wie ein Großmeister aufgeführt. Der damals schon sechsmalige Stadtmeister Max Nippel erweckte beim Gegner bewusst den Eindruck, als habe er, Max Nippel, vom Schachspiel und den Regeln kaum eine Ahnung. Nunmehr war der noble Herr in seinen Sprüchen nicht mehr zu bremsen. Bei der wenig später folgenden Stadtmeisterschaft zeigte Max Nippel dann seine wahre Stärke und gewann. Der „Großmeister“ habe sich so geärgert, dass er nie mehr wieder erschien. Wie ernst es damals bei Turnieren zuging, belegt die Tatsache, dass ein Endspiel der Renchtalmeisterschaft zwischen Herrn Hoferer aus Oppenau und Max Nippel im Obergeschoß des Spiellokals „Löwen“ gespielt wurde, wobei ein Bote nach jedem Zug zum Demonstrationsbrett in das untere Nebenzimmer eilte, wo die übrigen Spieler regen Anteil am Partieverlauf nahmen.

Im sog. „Hasenturnier“, das jeweils um die Weihnachtszeit stattfand, verband man Schach mit Geselligkeit. Die Paarungen wurden frei ausgelost, für die Sieger gab es Hasenbraten mit Nudeln, die Verlierer erhielten auch Hasenbraten, allerdings nur mit Kartoffelsalat. Es soll viele Verlierer gegeben haben, die trotzdem reichlich Nudeln aßen. Der Hase war immer von einem Jäger gestiftet worden.

Richard Apelt machte eine Stiftung anderer Art. Ihm ist ein Ventilator zu verdanken, der wohl wegen der Raucher im Trainingsraum des langjährigen Spiellokals ,Löwen" eingebaut wurde. Herr Apelt war es übrigens auch, der das sog. „Speckbrettchen“ stiftete, die geschnitzte Siegertafel für die Renchtalmeisterschaft.

Das erste Turnier allerdings war eine Stadtmeisterschaft mit 50 Teilnehmern unter Federführung des ersten Turnierleiters Max Nippel. Jeder spielte gegen jeden und so verwundert es nicht, dass das Turnier zwei Jahre dauerte. Der erste Stadtmeister des SKO war Max Nippel selbst.

Zeitweise gab es auch eine „Damenabteilung“, bestehend aus zwei wohl schwer zu ertragenden Frauen, die sich immer wieder durch Eifersüchteleien und nervöses Gehabe in Szene setzten. Es reichte dann eine Bemerkung des in sein Schachspiel versunkenen, über 70jährigen Franz Wimmer aus, die zu einem verbalen Schlagabtausch und zum Austritt der Damen führte. Dies soll natürlich nicht heißen, dass Frauen im SKO unerwünscht sind, nein, das Gegenteil ist der Fall.

Ja, in 50 Jahren geschieht so manches an Höhen und Tiefen. Nur das uns verbindende Schachspiel ist so vielseitig, interessant und spannend wie eh und je. In diesem Sinne sei den Gründungsmitgliedern und Zeitzeugen Erwin Schindler und Max Nippel aufs Herzlichste gedankt und sei für ihr Wirken im Schachklub Oberkirch höchste Anerkennung ausgesprochen.


1...e2-e4.....e7-e5
2...f2-f4.....d7-d6
3...Sg1-f3....Lc8-g4
4...Lf1-c4....Sb8-c6
5...Sb1-c3....Sc6-d4
6...Sf3xe5....Lg4xDd1
7...Lc3xf7+...Ke8-e7
8...Sc3-d5+++


Ein Mensch sitzt da, ein schläfrig trüber, ein andrer döst ihm gegenüber,sie reden nichts, sie sitzen stumm, Mein Gott, denkst du, sind die zwei dumm. Der eine brummt, wie nebenbei, ganz langsam, Turm a sechs a zwei. Der andre wird allmählich wach, und knurrt: Turm e drei d drei Schach!Der erste, weiter nicht erregt, starrt vor sich hin und überlegt.Dann plötzlich, vor Erstaunen platt, seufzt er ein einzig Wörtlein: Matt.Und die du hielst für niedre Geister, erkennst du jetzt als hohe Meister!




Anno 1998 ··· EIN SCHACHKLUB FEIERT 50-jähriges JUBILÄUM

(KPT) Je weiter uns die Dinge zeitlich entrinnen desto weniger erinnern wir uns. Was sagt uns z.B. das Jahr 1948 ? Ganz klar sind hier zwei Dinge zu nennen. Zum einen die Währungsreform und zum anderen- die Gründung des Schachklubs Oberkirch. Die Währungsreform werden wir alle bald wieder erleben, doch der Schachklub Oberkirch- der hat Bestand!

Wenn wir die genauen Daten wissen wollen, dann nehmen wir den „Großen Brockhaus“ zur Hand und finden das Datum der Währungsreform. Aber den Gründungstag des Schachklubs Oberkirch ? Richtig ! Wozu gibt es eigentlich Annalen! Da ist mittendrin eine schon vergilbte Notiz abgeheftet. „Gründungsversammlung 14.02.48“ steht da drauf und dass 14 Personen anwesend waren, alle männlichen Geschlechts. Wo das war ? Ja, das steht auch da, im „Hirschen“ Hauptstraße 20. Glauben wir ergo dem Chronisten, dass der heutige Jubilar, der Schachklub Oberkirch, am 14. Februar 1948 gegründet wurde.

Da saßen sie nun, die Gründungsmitglieder, und dachten an den Spruch des Etruskerkönigs Brennus, der nach der Eroberung des uralten Roms um das Jahr 500 v. Chr. gerufen hatte: „Vae victis“, was soviel bedeutet wie „Wehe den Besiegten“. Denn die Siegermächte machten zu jenen Zeiten selbst bei harmlosen Vereinsgründungen die Auflage, Angaben der anwesenden Personen zu verlangen, über Zugehörigkeit zur Partei, SA- Mitgliedschaft und sogar den Dienstgrad der Wehrmacht. Ja, die hatten noch Respekt, die Siegermächte.

Nun war er also gegründet, der Schachklub Oberkirch. Natürlich brauchte er einen 1. Vorsitzenden, einen richtigen Präsidenten. Max Nippel, der fahrradfahrende Großmeister? Nein, der wollte (noch) nicht. Lieber graue Eminenz im Hintergrund, das war ihm wohl angenehmer. So wählte man dann

Bäckermeister Erwin Schindler zum ersten Vereinsvorsitzenden und der machte seine Sache zwei Jahre lang ausgezeichnet. Schachbretter, man nannte sie wohl Schachdecken, wurden angeschafft und Figuren von einer Drechslerei in Haslach i.K.; Schachuhren? Nein, keine Uhren! Bis zu 12 Stunden dauerte damals ein einziges Spiel! Aber das hat die „Weltschachgewerkschaft“ unter ihrem Vorsitzenden Kasparow ja Gott sei Dank auf die Hälfte reduziert.

Irgendwann 1950 erkannte dann Erwin Schindler, der wackere Bäckermeister, dass der Mensch neben Schachspielen, Brötchenbacken,
Familien- und Geschäftsexpansionen auch noch täglich zwei bis drei Stunden Schlaf benötigt und so machte er das einzig Richtige was auch heute noch gute Politiker tun - er trat zurück. Wohlformuliert, versteht sich. „Aus persönlichen Gründen“. Aber keine Panik im Schachklub Oberkirch, gar keine Panik. Max kam, d.h., er war ja schon da. Und schon wählte man den „Vize“ zum „Großen Vorsitzenden“.

Max Nippel „regierte“ volle 15 Jahre. Falsch gemachte hat er sicherlich nichts, denn in den Annalen steht nichts Negatives. Es kann ja auch gar nichts drinstehen, denn- die Annalen sind verschwunden. Weg, einfach weg. Aber der Verein besteht ja noch und das ist sicherlich auch das Verdienst des Max Nippel. Ach ja, fast hätte man es doch vergessen. Das Vereinslokal! Es war das „Fernacher Stüble“. Ob es das heute noch gibt? Und noch etwas. Max übernahm 1950 ach die Kasse. Kassenstand: DM 174,62 – „haben“, versteht sich. Wie groß der Kontostand 1965 war, wissen wir nicht.

1965 gab Max Nippel Kasse und Präsidentenamt ab. Wieder in gute Hände. Paul Imbery lenkte nun die Geschicke des Vereins und wie man ihn kennt tat er das mit Engagement und Sorgfalt. Doch auch seine Leistungen in den Jahren 1965-70 können wir weder hervorheben noch kritisieren denn- die Annalen sind immer noch verschwunden.

1971 entschloss sich Paul Imbery, wohl aus beruflichen Gründen, eine vorläufige Präsidentenpause einzulegen. Sein Nachfolger wurde Adolf Pluschke, damals 33 Jahre alt, der jüngste Präsident bis zu diesem Zeitpunkt. Man bedenke, Adolf war 10 Jahre jünger als John F. Kennedy, als jener Präsident der Vereinigten Staaten von Nordamerika wurde. Und mit Adolf Pluschke kehrten dann endlich die Annalen zurück. Namen tauchen da auf, Namen, die auf der Schachzunge zergehen. Horst Hoferer z.B., der Mann, der im Renchtal Schachtitel sammelte wie andere Esskastanien.

Oder die Schach-Legende Paul Pontow, Erfinder des sogenannten Pontow-Matts. Jenem unbekannten Spieler, dem Paul die Dame vor den König stellte, die Uhr anhielt, die Hand ausstreckte und lautstark „matt“ verkündete, wird es heute noch kalt über die Schulten rieseln. (Dabei hätte er einfach Pauls Dame mit dem König schlagen können!) Beide Genannten hatten unter Adolf Pluschke hochrangige Posten im Verein, der sich jetzt für einige Jahre „SG Renchtal“ nannte.

Nach vier aufreibenden Präsidentenjahren war Adolf Pluschke so erschöpft, daß der freiwillig sein Amt abgab und siehe da, Paul Imbery war wieder da und wurde einstimmig gewählt. Sofort (1975) stellte er den Antrag, den Verein „e.V.“ zu machen, was dann 1976 auch geschah. „Eingetragener Verein“ oder kurz „e.V.“ bedeutet für Schachvereine ja praktisch nichts anderes als, der Verein veranstaltet ein „Open“, niemand kommt, Schaden (in DM!) entsteht, logo, und dann kommt das Finanzamt und bezahlt die Kosten. Oder so ähnlich.

In die zweite Amtsperiode Paul Imberys fiel zunächst ein Wermutstropfen: die leidige Vereinsheimsuche. Nicht weniger als drei Lokale werden in der Zeit von 1973 bis 1980 genannt: der „Löwen“, das „Haus am Berg“ und die
„Untere Linde“. Keiner will die Schachcracks vom Schachklub Oberkirch. „Die hocke doch nur rumm, henn der Kopf uffg'stitzt unn suffe nix. Unn heim gehn dien sie aunit.“ So und ähnlich die vernichtende Kritik der Wirte. Die meiste Zeit wurde dann wohl doch im „Haus am Berg“ gespielt. Trotz der o.g. Einwände!

1980 schickt der Verein eine Jugendmannschaft ins Rennen. Wenn man die Namen von 1980 bis einschließlich 1984 herauspickt und liest, so wird man stutzig und denkt, ja, das ist doch fast die heutige Landesligamannschaft und einer spielt sogar in der Bundesliga. Thomas Petersen / Daniel Fischer / Uwe Feuchtinger / Frank Pluschke / Peter Bohnert / Stefan Schmidt. Gute Vereinsarbeit nennt man so etwas.

Doch auch weniger Erfreuliches in diesem letzten Jahr der Präsidentschaft des Paul Imbery. Paul Pontow erklärt mit mächtig dröhnendem Bass, dass er genug habe von der ewigen Fahrerei zwischen Oberkirch und Appenweier und dass er zusammen mit Schachfreund Manfred Busam, ebenfalls ansässig in Appenweier, einen neuen Club aufmachen werde. Das war ja ein schlag ins Kontor. Nicht nur die beiden Abtrünnigen, auch deren diverse Sympathisanten verließen Oberkirch in Richtung Appenweier. Ohne Zweifel ein Aderlass, der wehtat. Aber was soll`s, dachte man, die Spieler aus Oppenau sind ja schließlich auch noch da. Paul Imbery wollte nun aber nicht mehr Vereinsvorsitzender sein und übergab an Herrn Günter Herz, der in den nächsten zwei Jahren das Ruder beherzt in die Hand nahm. Seine erste Amtshandlung: der Monatsbeitrag wurde auf DM 2,-- angehoben. So etwas macht immer Eindruck !

Dann der Erfolg: 1981 wird ein Superjahr des Schachklubs Oberkirch. Sowohl die Schülermannschaft! als auch die Jugend- und Seniorenmannschaft erringen die Meisterschaft in ihren jeweiligen Klassen. Ebenfalls 1981 beginnt eine langjährige Freundschaft mit dem Schachklub „Schwarzer Springer BfA Berlin“. Immer, wenn die Berliner Schwarzwaldluft schnuppern, findet bis zum heutigen Tag ein Freundschaftskampf statt mit Wimpeltausch und allem „pipapo“.

Interessant vielleicht die Zusammensetzung der Vorstandschaft des Schachklubs Oberkirch, der sich ab diesem Zeitpunkt tatsächlich Schachklub Oberkirch nennt und nicht mehr SG Renchtal.


1. Vorsitzender:.Günter Herz
2. Vorsitzender:.Max.Nippel (da ist er wieder)
Kassierer:.......Hans-Dieter Scheffold
Jugendleiter:....Daniel Fischer
Turnierleiter:...Albert Sester(Hört, hört! Den Namen wird man sich merken müssen!)

Mitgliederzahl: 50
Spiellokal: „Haus am Berg“, Oberkirch


Im April 1982 entledigt sich Günter Herz einer angenehmen Pflicht: er ernennt das 89jährige langjährige Vorstands- und Gründungsmitglied Zyriak Vogt zum Ehrenmitglied. Dann aber erklärt er seine Zeit für abgelaufen und tritt zurück.

Adolf Pluschke hat neue Kräfte gesammelt und übernimmt erneut das Amt des Vereinsvorsitzenden. Von 1983-85 passiert nichts Weltbewegendes, denn Adolf „regiert“ routiniert und clever. Aber dann ! 1986 hat man endlich eine ,neue Heimat" gefunden und spielt und trainiert jetzt in einem Nebenraum des Vereinsheims des SV Oberkirch direkt beim „Renchtalstadion“. Mitte des Jahres 1986 werden die Gründungsmitglieder Max Nippel und Erwin Schindler zu Ehrenmitgliedern ernannt und das freut sichtlich jeden.

Erstmals spielt jetzt auch eine 3. Mannschaft. Alles recht erfreulich, aber wo gibt es nicht überall Missverständnisse! In Ehen, in er Politik, in Stadtratssitzungen, am Stammtisch, unter Freuden und sogar bei Schachspielern. Missverständnisse entstehen, wenn man entweder nicht gut zuhört oder wenn man etwas falsch liest bzw. gar nicht liest. Die Schachspieler der 1. Mannschaft des SK Oberkirch hatten wohl gegen diese Grundsätze verstoßen, denn sie traten zum Mannschaftskampf in Zell a.H. eine ganze Stunde zu spät an. Wie sag doch schon Gorbi ? „Wer zu spät kommt ...“ Na, Sie wissen schon. Aber Gorbi kannte noch niemand und so konnten die Schachcracks nicht aufsteigen. Zell zeigte sich gnadenlos, steckte die Punkte ein und gab sie nicht mehr her. So kann's gehen. Die 2. Mannschaft stieg zwar souverän in die Bezirksklasse auf, doch Präsident Adolf Pluschke war ein bisschen säuerlich und ließ neu wählen.

Und man wählte ! Der Auserkorene war der damals 27jährige Albert Sester. Der begann furios und peitschte seine Mannen nach vorn, von Sieg zu Sieg. Er peitschte solange, bis- die 1. Mannschaft in die Landesliga aufstieg. Das war 1988 und hier nun die Mannen, die im entscheidenden Spiel den SK Muggensturm mit 5,5:2,5 abfertigten: Uwe Feuchtinger / Peter Bohnert / Albert Sester (ja,ja, der Präsident persönlich !) Karl.Kiefer-Daniel.Fischer-Frank.Pluschke-Adolf.Pluschke und Thomas.Petersen.

Am 10.6.1988 wurde Adolf Pluschke zum 6. Mal Stadtmeister. Das ist bemerkenswert und anerkennenswert. Aber: in diesem Zeitungsbericht, man höre und staune, wurde der heutige Oberkircher Spitzenspieler Daniel Müller als „Emporkömmling“ bezeichnet. Wie respektlos!

In den Aufzeichnungen dieser Zeit findet sich eine Notiz ganz am Rande: Samstag, 10.9.88-40jähriges Jubiläum unseres Vereins. Na, wenn sich nur der Schreiberling nicht geirrt hat!

Erstmals in der Vereinsgeschichte hat sich der SK Oberkirch für die „Badische Pokalendrunde“ qualifiziert. Bis ins Viertelfinale dringt die 1. Mannschaft vor, dann kommt Oberligist 1887 Freiburg, siegt 4,5:3,5 und aus ist der Traum.

Nach vier Jahren aufreibender Präsidentschaft legt der junge Albert Sester zunächst eine Kunstpause ein. Am 9.9.89 zählt der Verein 63 Mitglieder und die beschlussfähige Generalversammlung wählt einen neuen Vorsitzenden. Nein, keinen neuen, einen alten. Adolf Pluschke. Ihm wird ein rühriger „Vize“ zur Seite gestellt: Dieter Huber. Auch zwei emsige Beisitzer werden gewählt: Erwin Schindler und Max Nippel. Paul Imbery ergänzt das Trio. Schachfreund Bernhard Risch meldet sich zu Wort und verlangt energische eine vierte Mannschaft. Genehmigt !

1990 spielt man ein paar Mal im „Renchtalblick“ doch das Gefühl der „Heimatlosigkeit“ nagt immer schlimmer. Oberligist Hörden I wird aus dem Pokal geworfen. Am letzten Brett fehlte noch ein winziges halbes Pünktchen und am letzten Brett saß Karl Kiefer. 7 (in Worten: sieben) Stunden lang kämpfte er Kiefer Karle, dann hatte er ihn. Na also !

1991 werden die beiden Beisitzer, Ehren- und Gründungsmitglieder Erwin Schindler und Max Nippel in trauter Eintracht 75 Jahre alt. Man ehrt sie und alles freut sich. Die Schachfreunde Oppenau kapseln sich ab und machen sich selbständig. Und was macht der Präsident ? Er ist sauer ! Sauer, weil die leidige Vereinslokalmisere langsam zur „Unendliche Geschichte“ wird. Da kommt ihm eine Idee. Er rasiert sich, legt das feinste Rasierwaasser auf, zieht Sonntagsanzug und Krawatte an und - begibt sich ins „Café Jogerst“ zu Renchen Ulm. Und hier wickelt Adolf nun die Wirtin ein, umgarnt sie und bezirzt sie wie einst Circe den alten Odysseus. „Liebste Frau Jogerst“, beginnt er mit treuherzigem aber feurigem Augenaufschlag, „wir sind ein heimatloser Schachklub und suchen eine Bleibe. Wir sind lauter schöne Männer und so brav und anständig und wir streiten uns auch nicht, gehen pünktlich und ohne viel Geschrei nach Hause und wir sorgen auch für Umsatz.“ Gisela Jogerst war hin- und hergerissen. Sie zerfloss und - sagte zu. So kam es, dass der ,Schachklub Oberkirch 1948 e.V." seither in Renchen-Ulm spielt und trainiert und wer hatte das alles initiiert ? Natürlich der Präsident. Man sollte ihm ein Denkmal bauen !

Als Adolf Pluschke aber nun erkannt hatte, was er angerichtet hatte, ließ er sich feiern und trat zurück.

Ab 1993 bis zum heutigen Tag hat nun Albert Sester wieder das Sagen. Viel ist in der Zwischenzeit nicht passiert.

Die 1. Mannschaft ist mal fast aufgestiegen, dann abgestiegen und dann wieder aufgestiegen.

Die 2. Mannschaft ist ebenfalls ein paarmal auf- und abgestiegen.
Die 3. Mannschaft will immer aufsteigen, doch es klappt nicht.
Und der 4. Mannschaft ergeht es ebenso.

Das Vereinschiff dümpelt nicht vor sich hin, es treibt auch nicht, der Verein lebt.
Und so soll es auch bleiben, denn im Jahr 2048 haben wir wieder ein großes Fest.
Aber dann am 14.2.

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